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Wir stehen jetzt am Tor mit Blick auf den Hauptweg. Sie haben bereits von ihm gehört, als von dem Speisesaal und den anderen Gemeinschaftseinrichtungen des Lagers die Rede war. Erkennen Sie Ihre Position auf dem historischen Foto im Guide wieder? Wie Sie jetzt, standen die Menschen damals genau hier, allerdings auf der anderen Seite des Tores. Sie blicken vom Lagerinneren auf die Straße, zu den Bussen, die sie zum Flughafen Tempelhof bringen sollen. Von dort ging es für sie weiter zu einem zugewiesenen Wohnort in Westdeutschland.

Marienfelde war nämlich nicht nur das zentrale Aufnahmelager, sondern auch das zentrale Abfluglager. Nur fünf Prozent der anerkannten Flüchtlinge blieben in West-Berlin, alle anderen wurden auf die Bundesländer verteilt und ausgeflogen. Das bedeutete Bürokratie: Die West-Alliierten verlangten, dass jeder Flüchtling über 15 Jahre für den Flug einen Interzonenpass vorlegte. Dieser war aber nur mit einem gültigen Personalausweis zu bekommen. Die Passagiere erhielten deshalb einen vorläufigen Berliner Personalausweis. Wie der Senat es damals formulierte: Sie werden sozusagen „für die Zeit ihres Fluges bis zur Ankunft in der Bundesrepublik für eine Stunde Berliner Bürger“.

Auf die Ankunft in Westdeutschland folgte für die meisten noch ein langer Weg mit vielen Stationen in temporären Unterkünften. Es dauerte oft Monate und Jahre, bis es gelang, sich wieder neu zu beheimaten.

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