Weitere Medien
In West-Berlin angekommen, findet die Familie Nieske Unterschlupf bei Verwandten. Ihre Tage sind ausgefüllt durch das Notaufnahmeverfahren, das die offizielle Anerkennung als Flüchtling und dadurch zugleich den Anspruch auf Unterstützung regelt.
Christel Nieske erinnert sich:
„Als eine Art Fahrplan erhielten wir einen Laufzettel, also eine Liste aller Institutionen, bei denen wir in vorgeschriebener Reihenfolge vorstellig werden mussten. (…). Überall mussten wir zunächst anstehen, um eine Nummer zu erhalten, dann wiederum, um das Aufrufen dieser Nummer nicht zu verpassen. Die Menschen warteten zu Hunderten in Reih‘ und Glied nicht nur in den Fluren, sondern die Treppenhäuser hindurch trotz Regen und Kälte bis weit auf die Straße hinaus. (…). Den eigenen Platz zu verlieren war dabei die größte Sorge, daher begnügte man sich tagsüber mit mitgebrachten Broten. Und musste einmal eine Toilette aufgesucht werden, konnte man sich des Murrens und Schimpfens der anderen Wartenden sicher sein, wenn man zurückwollte.“