Frame of a mobile phone QR-Code

Radikalisierungen und Gewalt

Springmesser

02:16

Christian Reichls Springmesser ist Ausdruck der tiefgreifenden Umbrüche und der steigenden Jugendgewalt in den neuen Bundesländern der 1990er Jahre. Staatliche Jugendorganisationen waren weggebrochen, Lehrerinnen und Lehrer erlitten einen Autoritätsverlust. Mit einer rasant steigenden Arbeitslosigkeit ging oftmals auch der soziale Abstieg der Eltern einher. Viele Regionen in Ostdeutschland erlebten steigenden politischen Extremismus unter Jugendlichen, besonders von rechts.

Christian Reichl registrierte in dieser Zeit eine steigende „Grundaggressivität" in seinem schulischen Umfeld: „Es ging in der sechsten Klasse schon los […] dass das Politische in die Schule reingekommen ist. Bei uns gab es da die Frage ‚Bist du rechts oder bist du links?‘ Was Neutrales gab es irgendwie nicht."

Das Straßenbild wurde zunehmend von rechtsradikalen Skinheadgruppen, den sogenannten „Glatzen", dominiert. Regelmäßig kollidierten sie gewaltsam mit den linksextremen „Zecken" aus der Punkszene. 1994 kaufte sich der 13-jährige Christian Reichl bei einem örtlichen Tabakwarenhändler ein Springmesser – weil es in seinem Freundeskreis modisch war, aber auch, um sich auf der Straße sicherer zu fühlen.

Im Interview erinnert sich Christian Hoffmann an dieses Bedrohungsgefühl.

0:00
Offline