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Christian Reichls Zeugnismappe bildet die Verwerfungen ab, die sich nach dem Mauerfall allmählich im Leben des Neunjährigen einzustellen begannen.
Dabei begann der Prozess eher schleichend. Den Mauerfall erlebte Christian Reichl in erster Linie als kaum fassbares Medienereignis: „Selbst als Kind, das war irgendwie eine feste Größe im Leben, diese Grenze und diese Mauer […]."
Bald schon fuhren viele seiner Schulfreunde zu Besuchen in den Westen und berichteten davon. Auch Christian Reichl überquerte erstmals einige Wochen später die innerdeutsche Grenze bei Hof und erlangte eigene Eindrücke vom Westen.
Als schließlich die Weichen für die deutsche Wiedervereinigung gestellt wurden, ergaben sich auch in Christian Reichls Schulalltag Veränderungen: Das Verhalten und Auftreten der Lehrerinnen und Lehrer war anders und das Schulsystem wurde schrittweise dem westdeutschen Modell angepasst.
Anhand des Dokumentenkopfs der Zeugnisse aus den Jahren 1989 bis 1991 lassen sich diese Transformationen sichtbar machen: Die zehnklassige Polytechnische Oberschule (POS) wurde abgeschafft und Zeugnisvordrucke änderten sich entsprechend.
Im Interview erinnert sich Christian Hoffmann an diese Zeit der Umbrüche.